Pressemitteilung: Scope mit ersten Ratings im Markt der Mittelstandsanleihen

Berlin / Frankfurt / Stuttgart, 29. Mai 2012 – Scope Credit Rating hat die Emittenten von 17 Mittelstandsanleihen einem Financial Strength Rating unterzogen. Damit liegen erstmals unbeauftragte Ratings im Markt der Mittelstandsanleihen vor. Mit den neuen Ratings eröffnet Scope institutionellen Investoren einen strikt zahlenbezogenen Blickwinkel und stellt eine objektivierte Bewertung des Anleihesegments her. Mit seinem konsistenten Ansatz kommt Scope den Bedürfnissen institutioneller Investoren nach breiter Marktabdeckung und größtmöglicher Markttransparenz nach.

Scope hat Corporate Ratings erstellt, bei denen die Bonität der Emittenten geprüft wird. In das Rating einbezogen wurden Emittenten, die bereits Jahresabschlüsse 2011 vorgelegt haben und mit der Scope Analysemethodik abgebildet werden können (vgl. Ratingtabelle im Anhang). In der Folgezeit wird Scope weitere Emittenten entsprechend vorgelegter Bilanzen 2011 in die Bewertung aufnehmen. Institutionelle Investoren können in Kürze auf alle Ergebnisse im Detail mittels einer eigenen Scope-Anleiheplattform zugreifen.

Bei den Ratings handelt sich um quantitative Financial Strength Bewertungen, die auf die Entwicklung der Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage der betreffenden Emittenten abstellen. Die zu einem Vollrating gehörenden qualitativen Bewertungskriterien – wie u.a. Management und Unternehmensplanung – blieben außen vor. Financial Strength Ratings bilden die aktuelle Situation im Unternehmen ab, machen bis zu 70 Prozent der Ratingnote im Vollrating aus und geben deshalb die entscheidende Indikation für die Emittentenbonität. Erhebliche Ergebnisabweichungen zu vorliegenden Vollratings lassen sich durch das Fehlen qualitativer Einflussfaktoren nicht erklären.

Nur eine Bewertung im Investment Grade
Bewertet wurden sechs Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien / Rohstoffe, vier aus den Sektoren Automotive / Industrie, jeweils zwei aus der Textil- und Konsumbranche und jeweils ein Emittent aus den Sektoren Luftfahrt, Landwirtschaft und Technologie. Nur eine Bewertung, die der SIC Processing GmbH, liegt mit BBB- (gute Bonität) noch im Investment Grade. Alle anderen Scope Bewertungen sind dem Subinvestment Grade zuzuordnen. Die Ratingergebnisse erstrecken sich am unteren Ende der Skala bis zur Note CCC-, mit der die Fluglinie Air Berlin bewertet wurde. Die von Scope am häufigsten vergebene Note war BB (inkl. Notches +/-). Demgegenüber war bisher bei allen aktuell gelisteten Mittelstandsanleihen die am häufigsten vergebene Bewertung die Note BBB (inkl. Notches +/-), also eine um eine ganze Ratingstufe bessere Bewertung.

Kapitalmarktfähigkeit im Mittelstand noch nicht voll entwickelt
„Auf Basis der Jahresabschlüsse 2011 konnten wir zum Ende Mai nur ein Drittel der aktuell 45 Emittenten von Mittelstandsanleihen bewerten“, resümiert Thomas Morgenstern, Chefanalyst und Geschäftsführer der Scope Credit Rating. Darüber hinaus habe es für rund die Hälfte der von Scope bewerteten Unternehmen vorher nur Ratings auf 2010er oder unklarer Zahlenbasis gegeben. „Die mangelnde Aktualität sowie die zahlreichen noch ausstehenden Bilanzen 2011 werfen ein Schlaglicht auf die bislang ungenügenden Transparenzstandards in diesem Marktsegment.“ Die Börse Stuttgart, in deren Mittelstandssegment Bondm nach Scope-Berechnungen rund 63 Prozent des prospektierten Volumens gelistet sind, habe das Problem aber inzwischen erkannt. Die Börse wolle die Veröffentlichungsfrist für die Jahresabschlüsse von aktuell neun Monaten nach dem Bilanzstichtag auf sechs Monate verkürzen, so Morgenstern.

Der Chefanalyst der Ratingagentur, die seit zehn Jahren Unternehmen bewertet, spricht von einer aus der Perspektive der Finanzkommunikation vielfach noch nicht ausreichenden Kapitalmarktfähigkeit im Mittelstand. Aus Sicht vieler mittelständischer Unternehmer würden Jahresabschlüsse auch heute noch vorrangig aus steuerlicher Perspektive erstellt, nicht aber mit dem Ziel der Unternehmenssteuerung und der Investor Relations.

Sinkende EK-quoten bei anziehender Geschäftsentwicklung
Die Vermögens-, Ertrags- und Finanzkennzahlen spiegeln laut Thomas Morgenstern wirtschaftliche Instabilitäten bei der Mehrheit der bewerteten Emittenten wider. Unter anderem zeige das Scope Rating eine im Durchschnitt aus Risikogesichtspunkten recht schwache Innenfinanzierung der Unternehmen. Die Eigenkapitalquoten der bewerteten Unternehmen nahmen nach Analyse von Scope im Schnitt seit 2009 von 29,9 auf aktuell 28,1 Prozent ab, zunächst ausgelöst durch die schwache Ertragslage der Mittelständler im Jahr 2009.

„Die Ursache der rückläufigen Eigenkapitalquote hat sich aber in den letzten zwei Jahren verändert“, sagt Morgenstern. „Seit 2010 zieht das Geschäft der mittelständischen Unternehmen wieder an.“ Im Zuge dieser Belebung verlängerten sich die Bilanzen, weil Anlagevermögen und Vorräte zunähmen. Trotz verbesserter Ertragslage sänken durch diesen Effekt die Eigenkapitalquoten der Unternehmen weiter.

Verschuldungsgrad der Unternehmen bedenklich angestiegen
Gleichzeitig ist der sogenannte dynamische Verschuldungsgrad der mittelständischen Unternehmen, der die Gesamtverschuldung in Beziehung zu den Cashflows setzt, seit 2010 erheblich gestiegen. Im Schnitt benötigen die von Scope analysierten Unternehmen auf Basis ihres derzeitigen Cashflows rund 23 Jahre, um ihre Schulden zurückzuzahlen. 2010 waren es noch weniger als 10 Jahre. Nach Morgensterns Aussage steigen mit der positiven Geschäftsentwicklung und den zunehmenden Chancen auch die Risiken. Die sinkende Eigenkapitalquote und die bereits erhebliche Fremdfinanzierung dürften nach Meinung von Scope den unternehmerischen Spielraum der Unternehmen während der nächsten Kon-junkturdelle deutlich einschränken.

Rating-Schutzzone für Mittelständler schwächt Kapitalmarktfähigkeit
Mittelständische Unternehmen weisen laut Morgenstern ohnehin ein anderes Risikoprofil als beispielsweise DAX-Unternehmen auf. „Für mittelständische Unternehmen ist es schwer, Investment Grade zu erreichen“, sagt er. Verantwortlich dafür seien die meist höhere Abhängigkeit von wenigen Kunden und Lieferanten sowie der geringere Diversifizierungsgrad. Diese Risikostruktur bedinge häufig ein niedrigeres Rating. Dies berühre aber nicht die Attraktivität dieses Segments für Investoren, wenn Risiken und Renditen ausbalanciert seien und darüber Transparenz herrsche. Einer speziell an Mittelstandsanleihen ausgerichteten Ratingeinstufung erteilt Morgenstern eine Absage. Transparenz und Vergleichbarkeit zu anderen Anleihesegmenten müsse gewährleistet sein, damit institutionelle Investoren Kapital zur Verfügung stellten: „In einer Rating-Schutzzone für den Mittelstand wird sich Kapi-talmarktfähigkeit nicht entfalten.“

Bewertungsmethodik
Die EU-registrierte Ratingagentur Scope Credit Rating hat mittelständische Emittenten mit vorliegenden Jahresabschlüssen 2011 in das Rating aufgenommen. Die vorliegenden Ratings sind Financial Strength Ratings, die auf Basis der Vermögens-, Ertrags- und Finanzla-ge der Unternehmen erstellt werden. Die Methodik fußt auf einem dynamischen Scoring-Modell, innerhalb dessen die Ausprägungen der Einzelkriterien mit Scores verknüpft werden. Zurückliegende Jahre fließen mit einer geringeren Gewichtung ins Rating ein. Entsprechend der Ausprägung und Gewichtung der Einzelkriterien werden für die Ratingpanels „Vermögenslage“, „Ertragslage“ und „‘Finanzlage“ Teilbewertungen errechnet, die anschließend zu einer Gesamtnote verdichtet werden. Alle Unternehmen wurden angefragt, zusätzliche Informationen zum Jahresabschluss zu liefern.

Alle Ratingberichte können ab dem 30.5. 2012 unter www.scope.de eingesehen werden.

Kontakt
Scope Group
Dr. Claudia Vogl-Mühlhaus Telefon +49 (30) 27891 0
Potsdamer Platz 1 www.scope-group.com
D – 10785 Berlin presse@scope.de

Weitere Informationen unter:
http://www.scope-group.com