Projektarbeitüber zwei Kontinente

Projektarbeitüber zwei Kontinente
 

Knappe 7.000 Kilometer Luftlinie trennen sie. Und dennoch werden jeweils zehn Studierende aus Nairobi und Flensburg in den kommenden Monaten gemeinsam ein Projekt erarbeiten. 
Die Entfernung zwischen den Studierenden der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology in Kenia und der Fachhochschule Flensburg zu überwinden, ist technisch kein großes Problem: Chats, E-Mail, E-Learning-Angebote sollen genutzt werden, um in Vierergruppen ein Projekt zu erarbeiten. ?Es soll ein rein virtueller Kurs sein?, sagt Prof. Dr. Thomas Schmidt vom Centre for Business and Technology in Africa an der FH Flensburg, der das Kontinente verbindende Seminar initiiert hat. Auch die Studierenden vor Ort sollen jeweils nur ?online? miteinander kommunizieren.
Eine größere Hürde könnten die kulturellen Unterschiede sein. ?Kenianer sind gegenüber Autoritäten zurückhaltend, arbeiten sehr stark im Team, weniger individuell?, sagt Schmidt. ?Bremsen Sie daher etwas das deutsche Effizienzstreben?, erklärt er den Flensburger Studierenden während der Auftaktveranstaltung in den Räumen des Afrika-Zentrums. Bevor man allzu sehr organisatorisch und inhaltlich werde, sollten erstmals ein paar persönliche Infos oder Bilder ausgetauscht werden.
Und worum geht es überhaupt? Die Studierendengruppen sollen jeweils sogenannte Dashbords entwickeln, anhand derer potenzielle Investoren ablesen können, ob und in welchem afrikanischen Land sich Investitionen lohnen. Dazu müssen die Projektgruppen Daten der Weltbank, des Weltwirtschaftsforums und anderer Institutionen auswerten, analysieren, ihre Relevanz bewerten und zueinander in Beziehung setzen. Am Ende müssen die Kennzahlen und Indikatoren auf einem Dashbord visualisiert werden.
Dass diese Projektarbeit nicht allein der studentischen Übung dient, sondern auch nützlich für die Praxis sein kann, hat zuletzt die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion ?Afrika ? das neue Asien? des Afrika-Zentrums gezeigt. Die Experten waren sich weitgehend einig, dass Afrika als letzte große Region der Erde die Industrialisierung größtenteils noch vor sich habe und dem interessierten Investor oder Unternehmen hervorragende Chancen böte. Obwohl chinesische Unternehmen das schon viel früher begriffen hätten, liege die Chance des deutschen Mittelstandes und der Industrie in der hohen Qualität deutscher Produkte, Dienstleistungen und Technologien, hieß es.