Publizist Victor Grossman gestorben

Publizist Victor Grossman gestorben
 

Victor Grossman ist 97-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben, so erfuhr die in Berlin erscheinende Tageszeitung „nd.DerTag“ aus dem Familienkreis des US-amerikanischen Publizisten, der den Großteil seines Lebens in Deutschland verbracht hatte. 1954, als Grossman in Bayern als US-amerikanischer Soldat stationiert war und ihm wegen seiner kommunistischen Gesinnung eine Haftstrafe drohte, desertierte er, floh in die sowjetisch besetzte Zone Österreichs und lebte schließlich in der DDR, wo er jahrzehntelang als Journalist wirkte.

Auch nach der Wiedervereinigung war Grossman weiter publizistisch tätig und galt als Experte für US-amerikanische Politik. Mit Sorge betrachtete er die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA, aber auch in Europa. „Trumps Wahlkampagne baute auf rassistische und ausländerfeindlichen Ressentiments unter jenen Amerikanern, deren Vorfahren vor bereits ein paar Generationen in die USA geflüchtet waren und sich daher als die echten US-Amerikaner betrachten“, sagte Grossman im Gespräch mit „nd“ noch kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2024. „Die Ähnlichkeit der Methoden des Spiels mit solchen Gefühlen ist in den letzten Jahren auch in fast allen Staaten Europas, auch in Deutschland, zu beobachten.“

Victor Grossman wurde 1928 in New York unter dem Namen Stephen Wechsler geboren. Bereits als Jugendlicher engagierte er sich in der Young Communist League und in der Kommunistischen Partei der USA. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der renommierten Harvard-Universität entschied er sich, als Indus­trie­arbeiter tätig zu sein, um marxistische Positionen unter den Arbeitern zu stärken. Nach seiner Desertion und Flucht in die DDR nahm er ein Studium der Journalistik in Leipzig auf und arbeitete anschließend unter anderem für den Rundfunk, aber auch als Übersetzer und politischer Kommentator. Auch nach der „Wende“ engagierte er sich politisch, unter anderem für Die Linke.

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