Radikaler Idealismus – Liberale Ideen einfordern

Unter dem Titel „Es ist Zeit für einen radikalen
Idealismus“ veröffentlicht das Ludwig von Mises Institut Deutschland
einen Auszug aus dem Buch „For a New Liberty: The Libertarian
Manifesto“ von Murray N. Rothbard.

Rothbard, seinerzeit ein Schüler Ludwig von Mises, fordert darin
die Liberalen bzw. Libertären auf, ihre Ideale nicht für das derzeit
Mögliche oder Erreichbare aufzugeben. Liberale Ideen und Ideale
sollten nicht nur Leitsterne sein, sondern ganz eindeutig angestrebte
Ziele, deren Erreichen und Umsetzung es jederzeit vollständig
einzufordern gelte.

Er nennt mehrere Argumente für diesen radikalen Ansatz des
Liberalismus, auch wenn man sich dadurch möglicherweise dem Vorwurf
der Utopie aussetzt. Zum einen besteht nämlich die überaus reale
Gefahr durch Opportunismus, also dem reinen Fokus auf das jetzt
Mögliche, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren.
„Derjenige, der sich darauf beschränkt, eine zweiprozentige
Steuersenkung zu fordern, verhindert damit das eigentliche Ziel,
nämlich die endgültige Beseitigung aller Steuern“, stellt Rothbard
fest.

Zudem lässt sich mit dem Opportunismus für das Erreichbare niemand
begeistern. Der enorme Erfolg des Sozialismus belegt dies. Dessen
Anziehungskraft speist sich nicht zuletzt daraus, seine Anhänger
fortwährend für das edle Ziel zu begeistern. Wer hingegen ginge für
eine zweiprozentige Steuersenkung auf die Barrikaden?

Nicht zuletzt ist das Eintreten für einen radikalen Liberalismus
auch aus taktischen Gründen von Nöten. Wer eine zweiprozentige
Steuersenkung fordert, wird vielleicht einige steuerliche Anpassungen
erreichen. Die Forderung, alle Steuern abzuschaffen hingegen, kann
langfristig zu substanziellen Steuererleichterungen führen. Bleibt
der Druck dank extremer Forderung hoch, kann es gelingen, den
Diskursrahmen der tagespolitischen Debatten über die Zeit in Richtung
der eigenen Ziele zu verschieben – die Sozialisten haben dies sehr
erfolgreich vorgemacht.

„Wie viel man schon mit einer Prise Radikalität erreichen kann,
belegt das Abschneiden der FDP bei der Bundestagswahl 2009″, merkt
Prof. Thorsten Polleit, Präsident des Ludwig von Mises Institut
Deutschland, dazu an. „Damals trat die liberale Partei mit einem
Programm an, das zwar nicht an sich, aber doch zumindest im Vergleich
zur Konkurrenz, radikal liberal war und fuhr damit das beste Ergebnis
ihrer Geschichte ein. Dass die Partei dieses Programm zugunsten der
Regierungsbeteiligung nahezu vollständig über Bord warf, kostete sie
vier Jahre später den Wiedereinzug ins Parlament. Es ist also
offensichtlich nicht so, dass es keine Liberalen mehr gäbe. Es
mangelt nur einfach an dem Funken Radikalismus, um das Feuer der
Begeisterung wieder zu entfachen.“

Rothbard beschließt den ersten Teil mit der Feststellung, dass
Liberale/Libertäre durch die Hinwendung zur Radikalität tatsächlich
nicht zu Utopisten werden. Der wahre Utopist nämlich strebt wie
beispielsweise der Sozialist eine Ordnung an, die der menschlichen
Natur und den Naturgesetzen widerspricht. Die Vertreter eines
radikalen Liberalismus hingegen stünden lediglich vor einem Problem
des Willens: „Genug Menschen von der Richtigkeit des Programms zu
überzeugen.“

Teil 2 wird am 7. September 2015 auf www.misesde.org erscheinen.

Es ist Zeit für einen radikalen Idealismus (Teil 1)
http://www.misesde.org/?p=10715

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