Raucher benötigen mehr Unterstützung. Ärzte fordern bessere Ausbildung / Nachholbedarf: Eklatante Defizite bei der Bekämpfung der Nikotinabhängigkeit in Deutschland

– Nichtraucherschutz und Rauchentwöhnung: Deutschland ist ein
Schlusslicht im europäischen Vergleich
– Ärzte und Fachgesellschaften fordern Politik zum Handeln auf
– Raucher hoffen auf mehr Unterstützung beim Ausstieg
– EQUIPP-Report fordert: Allgemeines Rauchverbot in der
Öffentlichkeit, Werbeverbot für Tabakprodukte, Erhöhung der
Tabaksteuer

„Schlechtes Zeugnis für Deutschland“, so lautet das Fazit des
europaweiten EQUIPP-Reports, der heute erstmalig in Berlin
veröffentlicht wurde. Der Report analysiert die Anstrengungen und
Fortschritte von 20 europäischen Ländern zum Nichtraucherschutz und
zur Bekämpfung der Nikotinabhängigkeit. Führende Experten für
Suchterkrankungen, Rauchentwöhnung und Tabakkontrolle sehen
Nachholbedarf bei den Anstrengungen der deutschen Politik.
Gleichzeitig fordern Bevölkerung und Ärzteschaft eine bessere
Ausbildung von Medizinern und mehr Unterstützung bei der Finanzierung
und dem Angebot von Hilfen zur Rauchentwöhnung.

Rauchen ist die häufigste vermeidbare Todesursache in den
Industrieländern. Nahezu jedes menschliche Organ wird durch den
Tabakkonsum geschädigt. Das wiederum begünstigt eine Vielzahl
ernsthafter Erkrankungen. Mit der Rahmenkonvention „Framework
Convention on Tobacco Control“ (FCTC) versucht die
Weltgesundheitsorganisation WHO, die Verbreitung des Tabakkonsums
einzudämmen (1). Die FCTC ist der weltweit erste internationale
Vertrag im Gesundheitswesen. Er trat im Februar 2005 in Kraft und ist
für alle Vertragsparteien rechtlich bindend. Darin werden die Staaten
aufgefordert, integrative Leitlinien zur Bekämpfung der
Nikotinabhängigkeit zu erarbeiten. Zudem sollen die Länder ein
Angebot an Rauchentwöhnungstherapien gewährleisten. 172 von 192
WHO-Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, haben die FCTC
ratifiziert. Mit der Ratifizierung ist jeder Mitgliedstaat
verpflichtet, die Bestimmungen des Vertrages umzusetzen.

Deutschland kommt Verpflichtungen nicht voll nach

In Deutschland raucht nach wie vor jeder vierte Mensch über 15
Jahren regelmäßig (2). Die Gesamtkosten (direkte and indirekte) des
Tabakrauchens in Deutschland belaufen sich auf über 17 Milliarden
Euro pro Jahr (3). Trotzdem hapert es weiter an der Umsetzung der
Richtlinien zur Eindämmung des Tabakkonsums, so das Ergebnis des
EQUIPP-Reports. In Deutschland wurden auf Länderebene zwar
Nichtraucherschutzgesetze eingeführt, allerdings gibt es viele
Unterschiede zwischen den Bundesländern und zu viele Ausnahmen. Ein
umfassendes Rauchverbot in der Öffentlichkeit fehlt. Zum anderen gibt
es zwar Aufklärungsprogramme, um insbesondere Jugendliche zu
motivieren, nicht mit dem Rauchen zu beginnen beziehungsweise
aufzuhören. Das deutsche Gesundheitssystem unterstützt die Behandlung
der Nikotinabhängigkeit aber nach wie vor nicht (4). „Die Ergebnisse
für Deutschland sind im europäischen Vergleich bedauerlich. Offenbar
muss gerade hier in Deutschland noch sehr viel Überzeugungsarbeit
geleistet werden“, sagte Dr. Thomas Hering, Stellvertretender
Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen, bei der
europäischen Erstvorstellung des EQUIPP-Reports.

Kaum Unterstützung – Gesetzgeber ist gefordert

Über 78 Millionen Raucher in Europa möchten mit dem Rauchen
aufhören. Aber die Hälfte der Befragten einer heute vorgestellten
Studie (5), die bereits eine Rauchentwöhnung versuchten, bewerten die
Unterstützung als unzureichend, schwach oder inakzeptabel. Die
Befragung von 2.381 deutschen Frauen und Männern (Alter > 18 Jahre)
ergab, dass sich über 40 % der deutschen Raucher eine größere
finanzielle Unterstützung bei Medikamenten und Beratung sowie eine
bessere Unterstützung und Ausbildung der Ärzte wünschen. 53 % der
deutschen Raucher finden, dass mehr in die Senkung der Raucherquote
als in die Behandlung rauchbedingter Krankheiten investiert werden
sollte. 61 % der deutschen Hausärzte und 80 % der Pulmologen
(Befragung unter 200 deutschen Ärzten) (6) teilen diese Meinung. Sie
sehen die Notwendigkeit für eine übergreifende Zielsetzung der
Bundesregierung zur Senkung der Raucherquote. Unter den europaweit
befragten Medizinern glauben 87 %, dass die Unterstützung für Raucher
durch Hausärzte erfolgen sollte. Doch mehr als die Hälfte der Ärzte
(55 %) glaubt, dass die Aus- und Weiterbildung nicht ausreicht, um
diese Hilfestellung effektiv zu gestalten.

„Wenn die Gesundheitspolitik nicht bald handelt, wird sie sich zu
Recht vorwerfen lassen müssen, wider besseres Wissen und entgegen
ihrem gesetzlichen Auftrag des Gesundheitsschutzes die Folgen des
Tabakrauchens mit 120.000 vermeidbaren vorzeitigen Todesfällen pro
Jahr hinzunehmen. Der Gesetzgeber muss jetzt den klaren Erkenntnissen
der medizinischen Wissenschaft folgen, um seinem Auftrag des
Gesundheitsschutzes gerecht zu werden“, so Hering weiter.

EQUIPP-Report gibt praktische Empfehlungen

Das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin ist vergleichbar mit dem
von Kokain oder Heroin. Starke Raucher benötigen unter anderem die
Unterstützung durch gut ausgebildete Ärzte, um von der Nikotinsucht
loszukommen. Der EQUIPP-Report gibt umsetzbare Empfehlungen für die
Politik und die Leistungsträger des Gesundheitswesens. Ziel ist es,
die Rauchentwöhnungsinfrastruktur zu verbessern und sicherzustellen,
dass Raucher, die mit dem Rauchen aufhören wollen, professionelle
Unterstützung finden. Des Weiteren bietet der Report praktische
Anhaltspunkte zur Implementierung der Vorgaben der
WHO-Rahmenkonvention FCTC.

Die aktuellen Empfehlungen für Deutschland:
1. Allgemeines Rauchverbot in der Öffentlichkeit
2. Werbeverbot für Tabakprodukte – auch für indirekte Werbung
3. Erhöhung der Tabaksteuer
4. Erstattung von Rauchentwöhnungsprogrammen und -therapien
5. Hausärzte als Zentrum der Rauchentwöhnung
6. Aufbau von regionalen Rauchentwöhnungsnetzwerken
7. Aufnahme der Rauchentwöhnung in die Ausbildung von
Medizinstudenten und medizinischem Fachpersonal

Dr. Thomas Hering: „Der EQUIPP-Report hilft uns dabei, ein
Verständnis für die notwendigen weiteren Schritte zur Umsetzung der
Kontrolle zu schaffen. Das Zukunftsmodell für eine erfolgreiche
Behandlung der Nikotinsucht ist die Anwendung der Kombination aus
kognitiver Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung. Vor
allem aber gilt es, durch geeignete gesetzliche und steuerliche
Maßnahmen den Zugang zu Zigaretten zu erschweren und damit Anreize
gegen das Rauchen zu setzen.“

Quellen:

1. WHO Framework Convention on Tobacco Control. World Health
Organisation. Genf, Schweiz (2005)
2. 2009 betrug der Anteil der Raucher an der deutschen Bevölkerung
23,4 Prozent (regelmäßige Raucher, Alter > 15 Jahre);
Statistisches Jahrbuch 2010. Statistisches Bundesamt. September
2010
3. WHO. Tobacco Atlas. Chapter 11: Costs to the economy. 2006
4. WHO. Tobacco Database.
http://data.euro.who.int/tobacco/Default.aspx?TabID=2404
5. Studie von InSites Consulting im Februar 2011 mit 20.010
Rauchern und 22.683 Nichtrauchern in 20 europäischen Ländern
6. Studie von GfK NOP HealthCare zwischen Dezember 2010 and
Februar 2011 mit 2.482 Ärzten in 20 europäischen Ländern

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