Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Was Afghanistan betrifft, so gibt es inzwischen in zwei Punkten
Konsens. Erstens: Militärisch ist der Krieg gegen die Taliban nicht
zu gewinnen. Also müssen die internationalen Truppen so schnell wie
möglich abgezogen werden. Zweitens: Bis zum angekündigten Abzug 2014
und auch noch darüber hinaus muss das Land soweit stabilisiert
werden, so dass es nicht sofort wieder im blutigen Chaos versinkt.
Das Problem ist nur, dass der erste Punkt eine ganz andere Priorität
hat als der zweite. Der Wunsch des Westens, endlich einen
Schlussstrich unter das kostspielige und verlustreiche Engagement am
Hindukusch zu ziehen, ist ungleich größer als die Sorge, alle Opfer
könnten umsonst gewesen sein. Bei der Afghanistan-Konferenz in Bonn
wurde offiziell nicht über Geld gesprochen. Doch in Wirklichkeit fand
ein Ablasshandel statt. Weil der Westen weiß, dass der Abzug 2014
vermutlich viel zu früh kommt, will er sein schlechtes Gewissen mit
Milliarden beruhigen. Ein Umstand, den Afghanistans zwielichtiger
Präsident Karsai nach Kräften für sich zu nutzen gedenkt. Vieles ist
heute besser in Afghanistan als vor zehn Jahren. Aber es wird dort
nicht weiter vorangehen, wenn die Afghanen die nächsten Schritte
nicht selbst gehen wollen.
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