Rheinische Post: Abzug aus Afghanistan

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Für die Bundeswehr ist der elfte heiße Sommer in Afghanistan der
erste mit einer gewandelten Perspektive. Seit dem Jahr 2002 war stets
zu fühlen, dass die Präsenz des Westens nicht ausreichen würde, um
das Land nachhaltig zu stabilisieren; stets wähnten sich die Soldaten
vor einer neuerlichen Truppenverstärkung. Insofern leben die
deutschen Militärs am Hindukusch jetzt schon in einer neuen Phase:
Der Abzug gerät in den Blick, Weihnachten sollen die ersten zu Hause
sein. Für Guido Westerwelle war die anstehende Übergabe der
Sicherheitsverantwortung für eine erste Region im „deutschen“
Nordbereich an die Afghanen Anlass für einen Kurzbesuch. Er
unterstrich damit, dass der Westen den Prozess ernst nimmt und darauf
setzt, dass die afghanischen Sicherheitskräfte wieder Herr im eigenen
Land werden. Der Truppenabzug dürfte mit vielleicht 500 von 5500
Soldaten eher symbolisch beginnen. Damit es mehr als ein Symbol wird,
muss auch Westerwelle noch seine Hausaufgaben machen und hinter den
Kulissen dafür sorgen, dass die Bonner Afghanistan-Konferenz im
Herbst ein Erfolg wird. Nur wenn Sicherheit, Verständigung und
Wiederaufbau auf gutem Weg sind, wird eine echte Abzugsperspektive
realistisch.

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