Rheinische Post: Ackermanns List

Kommentar von Antje Höning

Lange Zeit hielten viele die Euro-Schuldenkrise nur für ein
Problem maßloser Griechen und überforderter Portugiesen. Doch mehr
und mehr wirkt sich die Krise auch auf die deutsche Wirtschaft aus.
Das Geschäftsklima in der Industrie hat sich bereits verschlechtert.
Und nun meldet auch der Star der Finanzbranche, dass die Zeiten
härter werden: Die Deutsche Bank gibt – reichlich spät – ihr
ambitioniertes Gewinnziel auf, weil sie ihre griechischen
Staatsanleihen teilweise abschreiben muss und das Investmentbanking
schwächelt. Und wie stets bei der Deutschen Bank hat auch diese
Korrektur mit ihren ewigen Machtkämpfen zu tun. Josef Ackermann muss
auf die Krönung seines Lebenswerks verzichten, wonach unter ihm
erstmals eine deutsche Bank zehn Milliarden Euro Gewinn macht. Doch
listig, wie er ist, schiebt er die Schuld dafür dem ungeliebten
Nachfolger Anshu Jain zu. Ausgerechnet in dessen Revier London
kassiert Ackermann das Gewinnziel ein und kündigt für dessen Sparte
den Abbau von 500 Stellen an. Zugleich stärkt er so Jürgen Fitschen,
Jains Partner in der künftigen Doppelspitze, den Rücken. Ab 2012 soll
Ackermann als Aufsichtsratschef die beiden kontrollieren. Der Boden
für tiefes Misstrauen ist bereitet.

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