Rheinische Post: Ackermanns Sieg

Ein Kommentar von Thomas Reisener:

Mit seinem absehbaren Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrates
wird Josef Ackermann der mächtigste Aufsichtsratschef, den die
Deutsche Bank je gehabt hat. Auf der einen Seite ist er nach dem
Rückzug von Noch-Chefkontrolleur Börsig seinen einzigen starken
Widersacher los. Auf der anderen Seite hat er mit Anshu Jain und
Jürgen Fitschen als voraussichtlichem Nachfolger-Duo auch an der
Spitze des Vorstandes kein Korrektiv. Jain hat sein Vermögen als
Investmentbanker gemacht, also ausgerechnet mit dem Geschäft, das am
wenigsten mit dem Alltag von Otto-Normal zu tun hat. Außerdem spricht
er kaum Deutsch. Zwei schwere Handicaps für jemanden, der als Chef
von Deutschlands wichtigster Bank auch die Akzeptanz der Bevölkerung
braucht. Und Co-Chef Jürgen Fitschen, fast 63, wird in den Ruhestand
gehen, bevor er sich überhaupt warm gelaufen hat. Ackermann selbst
hingegen hat in der Euro-Krise die gesamte Bankenwelt gegenüber der
Politik vertreten. Kein Zweiter ist der Macht näher als er. Krönt er
jetzt auch noch seine Karriere mit dem angekündigten
Zehn-Milliarden-Gewinn, kann ihm egal sein, wer unter ihm Chef ist.
Ackermann wird noch auf Jahre das Gesicht der Deutschen Bank bleiben.

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