Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Der Befund ist ernüchternd: Die von der Demokratie begeisterten
jungen Menschen, ohne deren Hartnäckigkeit Ägyptens Machthaber
Mubarak wohl nie aus dem Amt gejagt worden wäre, haben die
Parlamentswahl verloren. Noch ist der Urnengang nicht beendet, aber
schon jetzt ist klar, dass säkular und liberal gesinnte Kandidaten
nur ein versprengtes Häuflein in der neuen Volksvertretung stellen
werden. Es sind die islamistischen Parteien, die den Sieg
davongetragen haben, darunter auch die radikal-islamischen
Salafisten, die schon ganz klar gesagt haben, dass in Ägypten künftig
die Scharia Vorrang haben soll vor allen staatlichen Gesetzen. Es ist
ein Dilemma, auch für den Westen: Zum einen besteht kaum ein Zweifel,
dass diese Wahl tatsächlich den politischen Volkswillen
widerspiegelt. Zum anderen beginnt das Militär nun schon wieder
damit, sich als Bollwerk gegen den Islamismus in Szene zu setzen.
Damit besteht jetzt die Wahl zwischen einem Militärregime, das
versuchen wird, alle politischen Kräfte gegeneinander auszuspielen,
und zugleich Übergriffe auf die koptische Minderheit zulässt. Und
einer islamistischen Regierung, in der die Radikalen stärker sind als
befürchtet. Aber es sind die Ägypter, die diese Wahl treffen müssen,
nicht wir.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Weitere Informationen unter:
http://