Die Herrschaft von Hosni Mubarak über Ägypten
ist Geschichte, sein Abgang nur noch eine Frage der Zeit. Dieser
neuen Lage sollten wir uns im Westen endlich stellen und aufhören,
einem Potentaten nachzutrauern, dem wir viel zu lange die Stange
gehalten haben. Gewiss, der Deal hatte seine Vorzüge: Mubarak als
Stabilitätsanker in Nahost, das war beruhigend und verbreitete
obendrein einen Hauch Friedenshoffnung für Palästina. Bezahlt wurde
mit Dollar-Milliarden, vor allem aber mit Stillschweigen über die
schlimme Menschenrechtslage, die soziale Ungerechtigkeit, die
Korruption. Das haben die Amerikaner so gehalten und wir Europäer
auch. Wir haben uns in die Tasche gelogen. Stabilität, die auf
Unterdrückung und Folter beruht, ist keine. Das sollten gerade wir
Deutschen begriffen haben. Die Angst vor dem Islamismus, die die
Unterstützung der despotischen Regime rechtfertigen musste, ist
weiter da. Wer aber versucht, in muslimischen Ländern den politischen
Islam auszugrenzen, wird erst recht für seine Radikalisierung sorgen.
Ägypten ist nicht der Iran und schon gar nicht Afghanistan. Der
Westen sollte den Wandel dort endlich auch als Chance begreifen und
jetzt alles daran setzen, damit Ägypten mit seiner Unterstützung zu
einem positiven Beispiel für die islamische Welt wird – einem
Gegenentwurf zum iranischen Mullah-Regime.
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