Rheinische Post: Afghanistans Lage

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Beim Afghanistan-Einsatz soll es nach dem Wunsch des Bundestages
so zugehen wie bei der Wirtschaftskrise: Erst wurde es immer
schlimmer, und dann kamen wir ganz schnell raus. Zum Mitschreiben für
die Taliban-Terminkalender fasste es SPD-Chef Sigmar Gabriel im
Parlament noch einmal zusammen: 2011 wird mit dem Abzug begonnen,
damit die Deutschen 2014 draußen sind. Das mühsam zusammen gezimmerte
Szenario ist jedoch doppelt eingeschränkt. Die Regierung hat sich
nicht definitiv festgelegt, sondern ist nur „zuversichtlich“, dass es
klappen könnte. Zudem stellt sie es unter den Vorbehalt, dass es die
„Lage erlaubt“. „Die Lage“ wird es auf absehbare Zeit nicht erlauben.
500 000 gewiss nicht zimperliche Sowjetsoldaten bezwangen die
„Aufständischen“ bis 1989 nicht, warum soll es 100 000 Isaf-Soldaten
bis 2014 gelingen? Es sei denn, Pakistan gäbe seine Rolle als
sicherer Rückzugsraum für die Taliban auf. Danach sieht es nicht aus.
Leider. Also wird „die Lage“ allein davon bestimmt werden, wann die
Amerikaner gehen. Streichen sie die Segel, werden auch die Deutschen
sehen, dass sie rauskommen. Und zwar ganz gleich, ob der Bundestag
seine Zuversicht auf 2011, 2014 oder irgendein anderes Jahr richtet.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303