Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Der smarte, redegewandte Rechtspopulist aus Venlo trägt den
Spitznamen „Mozart“ – wegen seiner hellblond gefärbten Mähne. Denn
Geert Wilders liebt ungleich schrillere Töne als der Komponist: Mit
der immer gleichen simplen Botschaft, dass der Islam als größte
Gefahr unserer Zeit ganz Europa zu unterjochen droht, schürt er
erfolgreich Ängste und gewinnt Anhänger – seit neuestem auch in
Deutschland. Das sollte spätestens nach der Aufregung um Thilo
Sarrazins Buch niemanden verwundern. In seiner Heimat hat Wilders
jetzt sogar einen noch weitaus größeren Erfolg als in Berlin erzielt:
Hollands Christdemokraten stimmten zähneknirschend einem
Regierungsbündnis zu, das auf Wilders Partei PVV als
Mehrheitsbeschafferin angewiesen ist. Dieser Erfolg muss auch in
Deutschland ein Warnzeichen sein. Zwar ist ein deutscher Wilders, ein
ähnlich charismatischer Verführer, nicht in Sicht. Das ist gut so.
Doch wirkte die prompte Kritik deutscher Politiker an Wilders–
Auftritt in Berlin eher hilflos. Dabei wissen doch auch sie: Die
markigen Sprüche machen auf ein wirkliches Problem aufmerksam, das
viele Bürger berührt. Dafür muss die Politik eine überzeugende Lösung
finden, bevor die Scharfmacher auf beiden Seiten sie mit Gewalt zu
erzwingen versuchen.
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