Der Chef des AOK-Bundesverbandes hat die
elektronische Gesundheitskarte, die mittlerweile alle gesetzlich
Versicherten besitzen, für gescheitert erklärt und einen Neustart bei
der Digitalisierung des Gesundheitswesens gefordert. „Die
elektronische Gesundheitskarte ist gescheitert. Seit beinah 20 Jahren
wird in dieses System investiert, und bislang gibt es keinen Nutzen“,
sagte Litsch der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“
(Donnerstagausgabe). „Bis Ende 2018 werden wir zwei Milliarden Euro
dafür aufgewendet haben. Das ist eine Technologie aus den 90er
Jahren, die zu Monopolpreisen aufrechterhalten wird“, kritisierte der
AOK-Chef. Das ganze Vorhaben sei längst überholt. „Wenn wir wirklich
auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens setzen, brauchen wir
einen Neustart.“ Litsch forderte, die Gematik, also die
Gesellschaft, die bislang die Gesundheitskarte entwickelt habe, müsse
in eine Regulierungsagentur umgewandelt werden. Sie sollte nur noch
die Rahmenbedingungen für Sicherheit, Transparenz und
Anschlussfähigkeit schaffen und darauf hinwirken, dass internationale
inhaltliche Standards beispielsweise für Patientenakte und
Medikationsplan genutzt würden. Es sei nicht sinnvoll, jedes
Umsetzungsdetail auf einer Gesundheitskarte vorzuschreiben. „Es ist
auch unrealistisch, wie es das System der Gesundheitskarte vorsieht,
dass die Patienten ihre Daten nur in Arztpraxen einsehen können. Sie
müssen jederzeit Zugriff haben, auch mobil über ihre Smartphones“,
betonte Litsch. Die Datenhoheit liege ausschließlich beim Patienten.
„Ich hoffe, dass der neue Gesundheitsminister die Zeichen der Zeit
erkennt und die Digitalisierung im Gesundheitswesen auf neue Füße
stellt.“
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