Rheinische Post: Asche auf die Häupter der EU

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Die Stimmung ist nicht gut für Europa. In Finnland siegt eine
europakritische Partei, Dänemark macht seine Grenzen dicht, in
Österreich fahren die Europa-Gegner Rekord-Umfragewerte ein, und auch
in Deutschland wachsen die Zweifel, wie sicher der Euro noch ist.
Dunkle Wolken über dem Projekt Europa – und seit dem neuerlichen
Vulkanausbruch in Island ist das wörtlich zu nehmen. In Island, wo
die Menschen die Asche hautnah spüren können, versteht sich von
selbst, dass die Flugzeuge am Boden bleiben. Aber in den meisten
anderen europäischen Staaten gehen die Regierungen nach der Devise
„Augen zu und durch“ vor. Deutschland hat lange auf europaweit
einheitliche Grenzwerte gedrungen. Weil die nicht kamen, erließ
Verkehrsminister Peter Ramsauer wenigstens national verbindliche
Vorgaben. Das ist nett für den Himmel über Deutschland, aber Murks
bleibt es für die über Grenzen reisenden Piloten, Passagiere und
Fluggesellschaften trotzdem. Zudem: Warum soll der Aschegehalt hier
gefährlicher sein als ein wenig weiter westlich, östlich, nördlich
oder südlich? 14 Monate liegen zwischen den Vulkanausbrüchen. Eine
lange Zeit, in der Europa seine Hausaufgaben hätte erledigen können.
Im Dickicht der widerstreitenden Interessen versagten die
Verantwortlichen in der EU. Asche auf ihre Häupter!

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