Rheinische Post: Atom-Wettlauf Kommentar Von Antje Höning

Große Worte fanden Spitzenpolitiker nach ihrem
Atom-Gipfel: von „historischer Dimension“ war die Rede. Historisch
daran ist nur, in welchem Tempo die Kanzlerin ihre Meinung ändert.
Nach dem Kompromiss, auf den Bund und Länder sich nach einem absurden
Wettlauf um den frühesten Ausstieg einigten, schaltet Schwarz-Gelb
die Atomkraftwerke nun schneller ab als Rot-Grün. Anders als Rot-Grün
wird die Regierung es womöglich nicht mal erlauben, dass
Restlaufzeiten von einem auf den anderen Meiler übertragen werden.
Dabei sollte die Chefin der bürgerlichen Partei wissen, wie wichtig
Verlässlichkeit ist, gerade in der Energiepolitik. Ein Kraftwerk ist
eine Milliarden-Investition, es lässt sich nicht wie eine Eisdiele
öffnen und schließen. Merkels Verhalten ist auch politisch unklug.
Deutschland, umgeben von atomfreundlichen Staaten, wird durch den
überstürzten Ausstieg nicht sicherer. Atomkraft-Gegner werden weiter
das grüne Original und nicht die atemlose CDU wählen. Und die
Energie-Konzerne werden kaum noch in Deutschland investieren. Dabei
ist das nötig. Wer soll denn sonst Milliarden in den Aufbau neuer
Windparks, Stromnetze und Kraftwerke investieren, ohne die die
Energiewende nicht gelingen kann?

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