Ein Kommentar von Gerhard Voogt:
Die Landesregierung kann den Verbleib von 2285 atomaren
Brennelementen aus dem Forschungszentrum Jülich nicht lückenlos
dokumentieren. Das verschwundene Material würde 1,3 Castoren füllen.
Ein Vorgang, der fassungslos macht. Wer hätte geglaubt, dass
Wissenschaftler beim Umgang mit radioaktiven Brennelemente-Kugeln so
lax sein können? Es wäre die vornehmste Aufgabe des
Forschungszentrums gewesen, das brisante Material wie einen Augapfel
zu hüten. Sollten die Elemente das Gelände verlassen haben, müsste es
darüber zwingend eine Dokumentation geben. Die Mängel scheinen
haarsträubend zu sein. Die Vorgänge liegen aber lange zurück. Es
dürfte schwer werden, die damals Zuständigen zur Rechenschaft zu
ziehen. Umso mehr sind die heute Verantwortlichen bei der lückenlosen
Aufklärung gefragt. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) steht
in der Pflicht, Licht ins Dunkel zu bringen. Die Menschen in NRW
wollen wissen, wo der Atommüll geblieben ist und wie es in Jülich
weitergeht. Die Frage, ob von dort bald Castor-Transporte nach Ahaus
rollen, ist weiterhin ungeklärt. Weitere Pannen dürften das Image von
Röttgen als Spitzenkandidat der Union bei möglichen Neuwahlen in NRW
ramponieren.
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