Eine Woche vor der NRW-Wahl sagte der
FDP-Ehrenvorsitzende Hans-Dietrich Genscher in Gütersloh, die
Liberalen hätten ihre Krise hinter sich, anderen stehe diese noch
bevor. Wen der Altmeister der Politik gemeint hat, wird mit jedem Tag
Abstand zur einschneidenden Entscheidung an Rhein und Ruhr
deutlicher: Es ist die CDU. Deren vor Wochen noch vergleichsweise
gute Umfragewerte (richtig toll waren sie schon seit Jahren nicht
mehr) schmelzen gemäß der berüchtigten Seehofer-Metapher wie ein
Eisbecher in der Sonne. Zugegeben: eine Momentaufnahme. Aber es
könnte sein, dass selbst ein SPD-Kanzlerkandidat Gabriel eine
Siegchance hätte gegen die im Norden, Osten, Westen und auch im Süden
vielfach desorientiert wirkende Union. „Angela Merkel soll Kanzlerin
bleiben“ – das ist als mutmaßlicher Wahlkampfschlager kein schlechter
Slogan, er verrät jedoch die personelle Ausdünnung einer Partei, die
– es ist noch nicht allzu lange her – außer Merkel zahlreiche
politische Schwergewichte im Ring hatte: fast alle(s) verweht, von
welchen widrigen Winden auch immer. Ein Trost bleibt der Union: der
Kanzlerinnen-Bonus. Und Willy Brandts politische Lebensregel: Nichts
komme von selbst, und nur wenig sei von Dauer.
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