Rheinische Post: Bahn nennt GDL-Streikdrohung ermüdend

Kurz vor den heutigen Tarifverhandlungen mit
der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat die Deutschen
Bahn Kritik an den jüngsten Äußerungen von GDL-Chef Claus Weselsky
geübt. „Die Tonlage ist völlig unangemessen – vor allem wenn man
bedenkt, wie weit wir in den Verhandlungen schon sind“, sagte
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). Weselsky hatte der Bahn in
einem Interview mit Blick auf die Personalnot Managementversagen
vorgeworfen. Die Beschimpfungen gingen an der Realität vorbei, sagte
Weber. „Die Bahn stellt aktuell pro Jahr rund 1000 Lokführer und
Lokführer-Azubis ein. Wir sind zudem dazu übergegangen, über Bedarf
einzustellen, um das Thema Mehrarbeit in den Griff zu bekommen.“

Die Drohung der GDL, ohne Entgegenkommen werde es Streiks geben,
nannte Weber „ermüdend und fehl am Platz“. Der Verhandlungsstand und
das Angebote der Bahn böten dazu keinen Anlass. „Beide Seiten wollen
doch vorankommen. Und das geht nur am Verhandlungstisch. Solche
Drohungen verunsichern unnötigerweise unsere Kunden und unsere
Mitarbeiter.“ Ob es eine Einigung noch vor Ostern gebe, wie sie laut
Weselsky möglich sei, hänge davon ab, ob dieser zeitliche Ehrgeiz
sich auch in Kompromissbereitschaft niederschlage, so Weber. „Bisher
haben wir viele Vorschläge gemacht, die GDL hat sich dagegen keinen
Millimeter weit bewegt. Wir müssen jetzt prüfen, ob die GDL mit ihrem
Papier einen Schritt auf uns zu macht.“ Wenn dem so sei, könne sich
daraus etwas entwickeln. „Der nächste Schritt wäre, dass die GDL auch
bei den materiellen Forderungen von deutlich über zehn Prozent
realistisch wird. Dann wäre eine Einigung vor Ostern möglich.“

Die Bahn versucht zeitgleich, mit der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft gleichlautende Tarifabschlüsse zu erzielen. „Das
parallele Verhandeln mit zwei Gewerkschaften ist kein zukunftsfähiges
Modell“, sagte Weber der „Rheinischen Post“ und forderte ein
kooperatives Modell. Wenn es bei dem Wettbewerb von EVG und GDL um
Mitglieder bleibe, schade das allen Mitarbeitern und dem gesamten
Unternehmen. „Ich appelliere an die Vernunft der Gewerkschaften.“

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