Rheinische Post: Bahn-Wahn

Ein Kommentar von Martin Bewerunge:

Alle reden vom Wetter“, umwarb die Bahn früher ihre Kunden. Lange
her. Inzwischen reden bei besonders schönem oder bei besonders
scheußlichem Wetter alle von der Bahn. Im Winter kommt sie nicht
durch den Schnee, im Sommer streiken die Klimaanlagen, und wenn es
Frühling wird, wie gerade jetzt, und eine Menge Leute auf die nicht
abwegige Idee kommen, in die Sonne zu fahren, dann – Überraschung! –
sind die Züge brechend voll. Wenn ein stabiles Hochdruckgebiet, ein
langes Wochenende und bundesweit der Beginn der zweiten Hälfte der
Schulferien aufeinandertreffen, dann müssten bei der Bahn eigentlich
alle Signale auf „Achtung, Riesen-Reisewelle“ gestellt und mehr Züge
eingesetzt werden. Wenn die Bahn das nicht kann, gleichzeitig aber
sicherzustellen hat, dass es nicht zu gefährlichen Überfüllungen
kommt, dann darf sie an solchen Tagen eben nur Platzkarten verkaufen.
Aber Passagiere zuerst mit preiswerten Tickets zu locken, um sie dann
mit 25 Euro wieder aus dem Abteil zu komplimentieren, und wenn das
nicht klappt, mit der Bundespolizei wie mit einem Zaunpfahl zu
winken, das klingt wie ein schlechter Witz – und erinnert in puncto
Flexibilität doch sehr an den alten: „Bahn konnte nicht mehr
ausweichen“.

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