von Jan Drebes
Zwar ist die Zahl der offiziell gezählten Hassbotschaften im Netz
seit 2016 nach Angaben der Behörden rückläufig. Das sollte jedoch
nicht über eine weiter bedrohliche Schieflage im digitalen Streit
hinwegtäuschen. Wer die Kommentare allein zum Mord an Walter Lübcke
oder zur Seenotrettung im Mittelmeer liest, stößt auf massenhaft
menschenverachtende Einträge. Hass ist allgegenwärtig.
Entscheidend dafür, ob eine Debattenkultur zivilisiert ist und das
Ringen unterschiedlicher Meinungen auf Grundlage unserer freiheitlich
demokratischen Grundordnung stattfindet, ist die Frage, wie stabil
das Wertegerüst jedes Einzelnen ist. Wenn Schreihälse ihre
Botschaften in die Welt krakeelen, die alle möglichen Grenzen des
guten Benehmens und fairen Umgangs überschreiten, braucht es dafür
keinen Filtermechanismus, sondern möglichst viel sachliche Gegenrede.
Das ist anstrengend, mitunter frustrierend, aber nie
Zeitverschwendung. Wer im Freundeskreis, in der Familie oder unter
Kolleginnen und Kollegen gegen Hass, Rassismus und Ausgrenzung
argumentiert, hilft dem Schutz der Meinungsfreiheit.
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