Seit seinem historischen Amtsverzicht im
Februar 2013 traf Benedikt XVI. die nicht weniger historische
Entscheidung, sich fortan aus allen Fragen der Kirche herauszuhalten.
Sorgsam achtete er darauf, nichts mehr verlauten zu lassen, was
irgendwie nach Stellungnahme klingen könnte. Selbst Grußworten
versagte er sich aus Angst, sich den Ruf eines Gegen-Papstes
einzuhandeln. Dass er jetzt für die Herausgabe seines Gesamtwerks
einen Aufsatz von 1972 umgeschrieben und dessen Aussage ins Gegenteil
verkehrt hat, ist nicht nur editorisch unredlich. Es macht einen auch
schlichtweg staunen, dass sich der so bedacht handelnde Theologe
plötzlich in einen aktuellen und brisanten Kirchendisput einmischt,
indem er die Position einnimmt, dass Geschiedenen der Zugang zum
Sakrament der Kommunion verwehrt bleibt. Fast scheint es, als sei der
große Theologe ins Räderwerk liberal bzw. konservativ denkender
Kräfte geraten. Und dass er mit seiner Wirkmacht im neuen Kampf um
Rom möglicherweise instrumentalisiert wird. Das ist eine spekulative
Erklärung; und glauben möchte man sie lieber nicht.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621