Rheinische Post: Betreuungsgeld spaltet das Land Kommentar Von Eva Quadbeck

Bevor die erste Familie die ersten 100 Euro
erhält, hat das Betreuungsgeld schon einen erheblichen Schaden
angerichtet. Durch das umstrittene Gesetzgebungsvorhaben sind die
alten, ideologischen Gräben in der Familienpolitik wieder
aufgerissen. Die Opposition diffamiert die geplante Leistung als
„Herdprämie“, wodurch sich Familien mit traditioneller Rollenteilung
zu Recht angegriffen fühlen. Die Befürworter argumentieren
doppelzüngig, wenn sie das Betreuungsgeld als Mittel zur Wahlfreiheit
für Familien anpreisen. Denn das traditionelle Familien-Modell lässt
sich dank sozial- und steuerpolitischer Maßnahmen seit Jahrzehnten
gut leben. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fehlen
hingegen immer noch Betreuungsangebote. Sachlich ist das
Betreuungsgeld falsch: Wie Erfahrungen aus Skandinavien zeigen, hält
es vor allem Eltern aus Zuwanderer-Familien davon ab, ihre Kinder in
eine Kita zu bringen, wo sie die Landessprache lernen könnten.
Finanzpolitisch ist es unverantwortlich: Die Zukunft der Kinder
entscheidet sich daran, wie viel der Staat in ein gutes
Bildungssystem und in den Abbau der Staatsschulden investiert. Das
Betreuungsgeld in Kombination mit dem viel zu schleppenden Ausbau der
Kinderbetreuung wird Kanzlerin Merkel im Wahlkampf 2013 auf die Füße
fallen.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://