Rheinische Post: Bildung in Zahlen Von Frank Vollmer

In Zeiten von Pisa-Untersuchungen,
Bundesländervergleichen und Schul-Rankings mag der Hinweis hilfreich
sein, dass sich die Qualität von Schule nicht restlos nach nackten
Zahlen beurteilen lässt. Gespartes Geld und gesparte Zeit sind kein
hinreichendes Kriterium für gute Bildung. Eltern und Schüler, die
unter der dilettantischen Einführung des „Turbo-Abiturs“ litten,
werden das gern bestätigen. Umso mehr lässt die Entscheidung der
nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann aufhorchen,
die sich gegen den Landesrechnungshof stellt und ihren eigenen Erlass
rückgängig macht, dass am Halbjahres-Zeugnistag bis zur Mittagsglocke
Unterricht erteilt werden muss. Löhrmanns Signal, nicht wegen drei
Unterrichtsstunden pro Jahr weiteren Frust an den Schulen zu
produzieren, verdient Respekt – ebenso wie die Offenheit, mit der die
Ministerin einen Fehler eingesteht. Dass oft schon mit den
Zeugniskonferenzen der Unterrichtsbetrieb praktisch kollabiert, steht
auf einem ganz anderen Blatt. Das Problem dürfte aber durch Erlasse
kaum in den Griff zu bekommen sein. Gute Schulausbildung erweist sich
da einmal mehr als Einstellungsfrage – in diesem Fall mindestens so
sehr aufseiten der Lehrer wie der Schüler.

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