Rheinische Post: Büßer Guttenberg

Ein Kommentar von Reinhold Michels:

Nachdem CSU-Chef Franz Josef Strauß 1962 wegen einer Unwahrheit im
Bundestag als Verteidigungsminister demissionieren musste, zog er
sich für drei Jahre aus dem politischen Bonn zurück. Der Altphilologe
studierte in Innsbruck Wirtschaft. 1966 hatte er ein glänzendes
Comeback als Bundesfinanzminister. 1969 präsentierte Strauß den
vorläufig letzten Bundesetat ohne neue Schuldenaufnahme. Geschichte
wiederholt sich nicht, und Guttenberg ist kein Großkaliber wie
Strauß. Die „Reclam-Ausgabe“ eines Politikers, wie Strauß über
minderbegabte Kollegen spottete, ist Guttenberg aber auch nicht.
Trotz gemachter Fehler und Schwächen – Eitelkeit ist nicht die
Geringste – bleibt er ein Homo politicus maximus. Seine Eloquenz,
seine Fähigkeit, Menschen Politik zu erläutern, die Möglichkeit, für
die Politik und nicht von derselben zu leben – das bleiben Pfunde,
die doch nicht schrumpfen, weil Guttenberg schwerer akademischer
Schummelei überführt wurde. Das Büßerhemd passt ihm, er hätte es
früher überstreifen sollen. „Auf lange Sicht“ will Guttenberg der
Politik entsagen. Aber was heißt in der Politik „auf lange Sicht“?
Die CSU wird dieses Talent im Landtagswahlkampf 2013 noch brauchen.

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