Rheinische Post: Camerons späte Einsicht

von Antje Höning

Die Briten spielen mit dem Feuer – und langsam scheint das auch
dem Premier zu dämmern. Lange versuchte David Cameron sich als
konservativer Hardliner zu profilieren, indem er auf Bürokraten und
Sozialisten in Brüssel schimpfte. Ohne Not forderte er
Neuverhandlungen der Verträge, obwohl diese bereits viele Privilegien
für die Briten enthalten. Dann wurden die Spaltungs-Geister, die er
selbst gerufen hat, übermächtig. Nun versucht er, sie per Referendum
wieder in die Flasche zu treiben. Scheitern gut möglich. Daher
versucht Camerons jetzt, die EU-kritischen Rentner dort zu packen, wo
es wehtut: am eigenen Portemonnaie. Stimmen sie dem Brexit zu, gibt
es keine Rentenerhöhung mehr, lautet seine Botschaft vom Wochenende.
Für irgendwas ist die EU also doch gut. Camerons Taktik ist billig.
Der Sache wegen ist dennoch zu hoffen, dass sie verfängt. Ein Brexit
würde europaweit Finanzmärkte und Realwirtschaft verunsichern und
lähmen. Am meisten jedoch würde die britische Wirtschaft leiden. Die
Briten sollten in der EU bleiben – schon aus reinem Egoismus.

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