Rheinische Post: Castor – das rollende Symbol Kommentar Von Gregor Mayntz

Protest braucht Symbole, um eskalieren zu
können. Bei Stuttgart 21 waren es die Bagger, die Massendemos in Gang
setzten. Und jetzt liefern im Atomstreit die Laufzeit-Verlängerer
ihren Gegnern das rollende Hasssymbol frei Haus: Einmal Castor quer
durch Deutschland bedeutet: Tausend Kilometer Angriffsfläche für
Protest. Der Atommüll war von Anfang an Achillesferse der Kernkraft.
Als sie selbst regierten, folgten grüne Atomkraftgegner dem Vorsatz,
die Kernkraft an ihrem eigenen Müll ersticken zu lassen. Er sollte
den Druck verstärken: Je eher wir aussteigen, desto weniger Probleme.
Daraus folgt nun: längere Laufzeit – schärferer Widerstand. Seit
Tschernobyl haben die Menschen das Recht auf ihrer Seite, sich um die
Sicherheit der Kernkraft zu sorgen. Auch wenn viele andere Länder
weiter und sogar wieder auf Atomenergie setzen, sollen und müssen die
Deutschen dagegen demonstrieren dürfen, wenn sie anderer Meinung
sind. Glaubwürdiger wäre ihre Sorge um Leben und Gesundheit der
Menschen freilich, wenn sie sich deutlicher von jenen distanzierten,
die den Castor nur als Vorwand für Krawall und Randale nutzen und
vorsätzlich das Leben von Polizeibeamten in Gefahr bringen. Wer
solche Auswüchse als „selbst schuld“ entschuldigt, diskreditiert sich
selbst.

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