Rheinische Post: Chancen der Zeitarbeit nutzen Kommentar Von Thomas Reisener

Während die Wirtschaft eine Million neue
Arbeitskräfte sucht, beziehen zwei Millionen arbeitsfähige Menschen
Arbeitslosengeld II. Offensichtlich passt die Qualifikation der
Arbeitslosen trotz der milliardenschweren Schulungsprogramme nicht
zum Bedarf der Wirtschaft. Was gar nicht mit der Qualität der
Schulungen zusammenhängen muss. Hinter vorgehaltener Hand geben viele
Arbeitgeber offen zu, dass sie grundsätzliche Vorbehalte gegen
Langzeitarbeitslose haben. Sie zweifeln an deren Belastbarkeit. Das
mag ein Vorurteil sein. Aber wenn sie weit genug verbreitet sind,
werden auch aus Vorurteilen volkswirtschaftliche Fakten. Eine Chance
für Arbeitslose, solche Vorurteile zu widerlegen, ist die Zeitarbeit.
Sie wird zwar schlechter bezahlt und verlangt mehr Flexibilität vom
Arbeitnehmer. Aber dafür erweist sie sich oft als Weg zurück zur
Festanstellung. Mit ihrem Kampf für eine Angleichung der
Zeitarbeiter-Löhne an die Bezahlung der Stamm-Belegschaften riskieren
die Gewerkschaften jedoch, dass Zeitarbeit für die Firmen nicht mehr
attraktiv ist. Und das ist auch gewollt: Die Gewerkschaften wollen
den Stammbelegschaften die Konkurrenz vom Leib halten. Was nach
Gerechtigkeit klingt, ist also in Wahrheit vor allem Klientelpolitik
zugunsten der eigenen Mitglieder und auf Kosten der Arbeitslosen.

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