Rheinische Post: Chaos-Tage bei Siemens

Kommentar von Georg Winters

Das Bild, das Siemens abgibt, ist erschreckend. Ein Vorstandschef,
der mehrfach vollmundige Ankündigungen zurücknehmen muss; ein
Vorstand, in dem Akteure mehr gegen- als miteinander gearbeitet zu
haben scheinen; ein Aufsichtsrat, der ein neues Beispiel dafür
liefert, dass manche Kontrolleure in Deutschland nicht genau genug
hinschauen, überfordert sind oder ihren Job als leichte
Nebenerwerbsquelle begreifen. Oder alles zusammen. Jede dieser
Interpretationen ist schlimm. Peter Löscher ist nicht der Einzige,
der die Chaostage bei Siemens zu verantworten hat. Dass er neun
Millionen Euro kassieren soll, mag Volkes Seele kochen lassen, aber
die Zahlung ist legitim, weil Verträge zu erfüllen sind. Wer ehrlich
ist, wird zugeben: Er würde das Geld auch nehmen. Aber warum der
Aufsichtsrat noch vor Kurzem trotz sichtbarer Probleme bei Siemens
Löschers Vertrag verlängerte und so verfehlte Visionen mit Millionen
belohnte, ist die spannendere Frage. Die müssen Gerhard Cromme,
Berthold Huber und Co. beantworten. Siemens wirkt wie ein Sündenfall
aus Zeiten der Deutschland AG.

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