Rheinische Post: Countdown für Iran

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Solange über Krieg nur geredet wird, wird noch nicht geschossen.
Trotzdem sind die immer drängender werdenden Spekulationen über einen
möglichen Präventivschlag der Israelis gegen die iranischen
Atomanlagen gefährlich. Denn sie lassen einen militärischen Konflikt
als kalkulierbar erscheinen, der doch in Wirklichkeit unberechenbar
bleibt. Das Regime im Iran ist angeschlagen. Wirtschaftlich durch die
immer schärferen Sanktionen des Westens. Und politisch durch interne
Machtkämpfe sowie das Wackeln der wenigen Verbündeten in der Region,
allen voran Syrien, wo Herrscher Assad selbst um den Machterhalt
kämpfen muss. Doch gerade diese Schwäche macht den Iran so
gefährlich, seine mögliche Reaktion so unvorhersehbar. Möglicherweise
dienen die israelischen Drohgebärden ja auch nur dazu, maximalen
Druck auf das Mullah-Regime auszuüben. Trotzdem steht kaum zu
erwarten, dass Teheran sein angeblich nur friedlichen Zwecken
dienendes Atomprogramm stoppt. Zumal die nukleare Option eine Frage
ist, bei der sich die ansonsten durchaus umstrittene Führung breiter
Unterstützung im Volk sicher sein kann. Auch in Israel stünde wohl
eine Mehrheit hinter einem Militärschlag als letztem Mittel. Der
Countdown läuft.

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