Rheinische Post: CSU-Hoffnungen

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Die CSU steckt in einer bizarren Situation. Scheinbar einig,
blickt sie strotzend vor Optimismus auf ihre wachsenden
Sympathiewerte und mitleidig auf die sich selbst zerlegende FDP.
Sogar die Rückkehr zu absoluten CSU-Mehrheiten in Bayern ist kein
ferner Traum mehr. Doch das wohlige Gefühl der Gegenwart ist nur eine
fiktive Anleihe auf eine Zukunft, die in den Sternen steht. Damit die
Fiktion Realität werden kann, muss auch die CSU erst noch durch eine
harte Personaldebatte hindurch. Dass nur noch zwölf Prozent der
Bayern der CSU mit Horst Seehofer größere Chancen einräumen, aber 80
Prozent einer CSU mit Superstar Karl-Theodor zu Guttenberg, schreit
nach Konsequenzen. Doch einen Kampf um die Spitze wird es nicht
geben. Seehofer ist zwar bereit, sich im Herbst bei der Vorstandswahl
einer „Auswahl“ zu stellen, doch weiß er, dass er gegen Guttenberg
nur verlieren kann. Also wird er, wenn es so weit ist, die Übergabe
harmonisch gestalten. Guttenberg kann andererseits kein Interesse
daran haben, sich jetzt schon verheizen zu lassen. Er wird bis 2013
warten. Dann kann er als derjenige, der die Deutschen aus Afghanistan
zurückgeholt hat, als Held in die Wahlschlacht ziehen. Und nicht nur
als Hoffnung.

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