Die Zeiten, in denen eine Koalition aus Union
und SPD automatisch die Eigenschaft „groß“ zugeschrieben bekommt,
sind vorbei. In einigen ostdeutschen Ländern hat die SPD aufgehört,
als Volkspartei zu existieren. Das gilt für Sachsen, wo vor zwei
Wochen gewählt wurde, und nun auch für Thüringen, wo die SPD eine
dramatische Niederlage erlitten hat. Sie kann sich auch nicht damit
trösten, dass sie in Brandenburg stärkste Kraft geblieben ist. In
einer Republik, die auf Bundesebene von einer großen Koalition
regiert wird und in der ein Drittel der Bundesländer ebenfalls unter
dieser Flagge segeln, ist es keine Überraschung, dass sich die Großen
klein schrumpfen. Politik braucht immer Alternativen. Wenn SPD oder
Union diese nicht mehr bieten, schaffen sich die Wähler neue. Das
Thüringer Wahlergebnis darf als historisch bezeichnet werden:
Erstmals haben Union und SPD rein rechnerisch nur noch eine
hauchdünne Mehrheit. Das ist der Preis, den beide Parteien für ihren
konsequenten Kurs der Mitte bezahlen. Die Tatsache, dass auch
Rot-Rot-Grün in Thüringen keine komfortable Mehrheit hat, macht eine
Einigung der drei möglichen Partner unwahrscheinlich.
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