Selten lagen die deutsche Kanzlerin und der
französische Präsident so weit auseinander. Angela Merkel sieht als
einzige Chance für den Erhalt des Euro eine lange Phase sparsamer
Haushaltspolitik, in der jeder zunächst für sich verantwortlich ist.
François Hollande ist davon überzeugt, dass der Euro scheitert, wenn
die EU-Länder ihre Wirtschaft nicht mit zusätzlichen Ausgaben in
Schwung bringen und nicht ein Teil der Schulden von der Gemeinschaft
garantiert wird. Zwei völlig entgegengesetzte wirtschaftliche
Grundauffassungen stecken dahinter – hier der Glaube an den
selbsttragenden Aufschwung, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und
finanzpolitischer Schlendrian aufhört, dort die Ansicht, dass die
Märkte versagt haben und nur die Politik helfen kann. Trotzdem ist
beiden klar, dass sie nur miteinander eine Chance haben, den Euro zu
retten. Beide sind vernünftig genug, um sich dieser Tragweite bewusst
zu sein. Pech nur, dass es keinen Kompromiss zwischen den beiden
Modellen gibt. Die Einigung auf einen gemeinsamen Fahrplan beim
EU-Gipfel reicht jedenfalls nicht aus. Die einzige Lösung lautet:
Hollande muss von Merkel lernen, dass nur gesunde Finanzen die
Grundlage für Wachstum und sozialen Ausgleich bilden. Die Kanzlerin
muss akzeptieren, dass Deutschland seine Wirtschaftskraft für die
Euro-Rettung einsetzt. Sonst scheitert die Währung.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Weitere Informationen unter:
http://