Rheinische Post: Das Symbol Mladic

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Ratko Mladic, der „Schlächter von Srebenica“, ist gefasst. Dass
der Drahtzieher des wohl schrecklichsten aller während des
Balkankriegs begangenen Verbrechen sich endlich für seine Taten
verantworten muss, wird für die Angehörigen der 8000 in Srebrenica
niedergemetzelten Bosnier eine tiefe Genugtuung sein. Aber das ist
nicht alles. Mladic war das Symbol für diesen Massenmord, der bisher
jede wirkliche Versöhnung zwischen den Volksgruppen verhindert hat.
Möglich, dass seine juristische Aufarbeitung die düsteren Schatten
endlich vertreiben kann. Das ist die doppelte Rolle des Tribunals in
Den Haag: Abschreckend wirken und zugleich dabei helfen, die
Vergangenheit zu überwinden. Freilich, die Verhaftung von Mladic
stellt Europa auch vor ein Problem. Mit seiner Festnahme hat die
Regierung in Belgrad eine wichtige Bedingung für die Aufnahme
Serbiens in die EU erfüllt. Jetzt wird man sich wieder intensiver um
Serbien kümmern müssen. Von einem Rechtsstaat ist das Land noch weit
entfernt, die Korruption grassiert. Und es gibt ungelöste und
brandgefährliche Konflikte, vor allem mit dem Kosovo. Die
Auslieferung von Mladic ist noch lange keine Eintrittskarte in die
EU, das muss man den Serben in aller Deutlichkeit sagen.

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