Rheinische Post: Daten-Hehler Kommentar Von Thomas Reisener

Beinahe im Monatstakt zahlen deutsche Behörden
inzwischen Millionen für Steuer-CDs an anonyme Verkäufer. Ziel ist
der Zugriff auf Daten von Steuersündern, die ihr Geld am deutschen
Fiskus vorbei auf Auslandskonten horten. Die Strategie geht auf:
Aufgeschreckt vom Beamten-Trend zum Kuhhandel mit den Daten-Dieben
zeigen die Steuersünder sich zu Tausenden selbst an. Das bringt
Strafnachlass. Kritische Töne gegen das Vorgehen hört man selten.
Viele Bürger sind vielleicht auch deshalb einverstanden, weil es ja
irgendwie um eine Aktion gegen „die da oben“ geht. Das kommt immer
gut an. Vernachlässigt wird dabei, dass der Staat sich beim Aufkauf
gestohlener Daten auf ein Geschäft mit Kriminellen einlässt. Auf
Hehlerei steht in Deutschland bis zu fünf Jahren Haft. Dieselben
Politiker, die sich im eigenen Land als Datenschützer aufspielen,
fördern im Ausland den Datenmissbrauch. Und fallen dann auch noch auf
schlechte Ware herein, wie das aktuelle Beispiel zeigt. Es gibt Wege,
die Daten legal zu erhalten. Und zwar von den Banken selbst. Zum
Beispiel über die Veröffentlichung einer Liste mit denjenigen Banken
und Bankern, deren Geschäftsmodell „Beihilfe zum Steuerbetrug“ heißt.

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