Rheinische Post: Der Fall Syrien Kommentar Von Godehard Uhlemann

Libyens starker Mann Gaddafi sieht sich einer
internationalen Streitmacht gegenüber, die ihn im Uno-Auftrag mit
Waffengewalt vom Krieg gegen die eigene Bevölkerung abhalten soll.
Bisher ist das nicht in ausreichendem Maße gelungen. Muss nun die
internationale Gemeinschaft auch in Syrien eingreifen, will sie ihre
eigenen Maßstäbe und Werte nicht verraten? Auch der Syrer Baschar
al-Assad geht schonungslos gegen die eigene Bevölkerung vor. Man wird
im Fall Syrien auf Zeit spielen und andere Denkmodelle
durchprobieren. Syrien hat in der Befriedung des Nahen Ostens eine
äußerst wichtige Rolle. Damaskus hatte bestimmenden Einfluss im
Libanon, den seine Soldaten Ende April 2005 verließen. Syrien
unterstützte alle, die gegen Israel vorgingen. Es stand und steht an
der Seite Irans wie auch der libanesischen Hisbollah, die Israel
immer wieder mit Terror begegnet. Einen Friedensvertrag mit Israel
gibt es nicht. Seit dem Sechstagekrieg 1967 besetzt Israel die
syrischen Golanhöhen. Doch der „Frieden“ hält. Wer nun militärisch
gegen Syrien vorgeht und womöglich einen Machtwechsel erzwingt,
riskiert eine sich rasch ausweitende Auseinandersetzung. Die
Machtbalance würde sich verändern. Das ängstigt nicht nur Israel. So
bleiben Druck und Sanktionen.

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