Rheinische Post: Der Preis des Atomstroms

Von dem Krawall um den Castor-Transport kann
niemand wirklich überrascht sein. Der mit dem Atomkonsens halbwegs
befriedete Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern der Kernkraft
ist durch den Beschluss der Bundesregierung, die Laufzeiten zu
verlängern, wieder entfacht worden. Schwarz-Gelb stößt mit seinem
Argument, Atomkraft sei eine unentbehrliche Brücke für den Übergang
zu einer Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen, bei der
Gegenseite auf taube Ohren. Aus deren Sicht hat die Regierung ein
riskantes Milliarden-Geschenk an die Stromkonzerne gemacht. Es ist
fraglich, ob beharrliche Überzeugungsarbeit die Fronten hätte
aufweichen können. Hinzu kommt, dass die zeitliche Nähe zwischen dem
Laufzeit-Beschluss und dem Castor-Transport einen absehbar hohen
Mobilisierungseffekt hat. Also keine guten Aussichten für eine
Entschärfung des Konflikts. Aber die ist dringend nötig. Noch
dringender als die ernsthafte Suche nach einem Endlager. Denn wenn es
bei den schwarz-gelben Laufzeiten bleibt, werden noch 15 Jahre lang
Castor-Transporte durchs Land rollen. Und es kann nicht sein, dass
jedes Mal Zehntausende von Bürgern auf die Barrikaden gehen und
Zehntausende von Polizisten einen Mülltransport schützen müssen.
Dieser Preis für den Atomstrom ist auf Dauer zu hoch.

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