Ein Kommentar von Sven Gösmann:
Es verrät, wie es in Christian Wulff aussieht, dass er häufig
kriegerische Metaphern verwendet. Er führt „Krieg“ mit einem
Medienhaus, er sieht sich und seine engsten Mitarbeiter in Schloss
Bellevue in „Stahlgewittern“, als läge es nicht im idyllischen
Berliner Tiergarten, sondern an der Westfront des Ersten Weltkriegs.
Auf jeden Fall gilt: Zur Hysterisierung in der Wulff-Affäre trägt der
Beschuldigte zumindest genauso viel bei wie ihn hartnäckig
befragende, gelegentlich auch nur verdächtigende Medien. Nun arbeitet
Wulff im Schloss, es verbietet sich daher, von Bunkermentalität zu
sprechen. Jedoch zeugt es von gewisser Verachtung nicht nur seiner
Kritiker, sondern leider auch des eigenen Amtes, dass Christian Wulff
schlicht ausharren will. Er glaubt, das Sitzenbleiben in schwieriger
Zeit reiche als Qualitätsnachweis für sein Amt aus. Unverhohlen setzt
er darauf, dass die Menschen seine im Einzelfall unbedeutenden
Verfehlungen ob anderer Nachrichten vergessen werden. Längst jedoch
geht es nicht mehr nur um ein paar Gratis-Übernachtungen hier, einen
dubiosen Kredit da, es geht um die charakterliche Eignung Wulffs für
sein Amt. Die Frage danach hat er durch seinen winkeladvokatischen
Umgang mit der Wahrheit selbst aufgeworfen. Die Antwort gibt er
täglich selbst.
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