Dass in Nordrhein-Westfalen immer mehr
Nachhilfe-Schüler aus Grundschulen kommen, ist leider kein Anzeichen
für besonderes Interesse engagierter Eltern, die für ihr Kind bloß
möglichst früh intensive Betreuung suchen. So sehen es die
kommerziellen Nachhilfe-Anbieter, die auch mit Grundschülern Geld
verdienen wollen – so funktioniert der Markt. Tatsächlich aber ist
der Trend „Mehr Grundschüler in der Nachhilfe“ alarmierend. Viele
Eltern haben Angst, dass ihr Kind nach der vierten Klasse keine
Empfehlung fürs Gymnasium bekommt, und sehen Nachhilfe als einzigen
Ausweg. Deshalb die Verbindlichkeit der Grundschul-Gutachten wieder
aufzuheben, wie Rot-Grün plant, wird den Druck nicht beseitigen. Denn
jahrelang ist den Eltern erfolgreich eingeredet worden, mit der
Entscheidung für eine weiterführende Schule werde ein Kind
unwiderruflich auf ein Gleis gesetzt, von dem es nie wieder
herunterkomme. Zuletzt haben das im Wahlkampf SPD und Grüne erzählt –
und dabei kein Wort etwa über die Realschulen verloren, die einen
großen Teil ihrer Schüler in die gymnasiale Oberstufe oder in die
beruflichen Gymnasien führen. Wer „Bildungsschubladen“ und
„Selektion“ als Schreckgespenster an die Wand malt, schürt Angst.
Angst aber ist ein schlechter Ratgeber. Für Schulkinder genauso wie
für Grundschul-Eltern.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303