Rheinische Post: Die bittere Wahrheit des Ukraine-Konflikts Kommentar Von Michael Bröcker

Realpolitik kann weh tun. Die bisherige
Ukraine-Politik der Bundeskanzlerin und ihrer westlichen Verbündeten
– diplomatisches Zuckerbrot, wirtschaftliche Peitsche – droht zu
scheitern. Anders ist der Spontanbesuch von Merkel und Hollande bei
Russlands Präsident Putin nicht zu erklären. Die pro-russischen
Separatisten, die nachweislich russisches Militärgerät nutzen und
personelle Unterstützung bekommen, erobern seit Wochen im Osten der
Ukraine neue Gebiete, die bei einem späteren Friedensschluss zu neuen
Grenzlinien führen werden. Devise: Schnell noch mit Panzergewalt zehn
Kilometer vorrücken, um später in Verhandlungen gönnerhaft fünf
Kilometer zurückzugehen. Hinzu kommt: Die Wirtschaftssanktionen haben
Putin offenbar nicht so geschwächt wie erhofft. Der Rückhalt für den
Präsidenten ist da. Und das Minsker Abkommen ist tot. Es wird also
Zeit für bittere Wahrheiten. Die Ukraine wird am Ende dieses
Konflikts ein gespaltenes Land sein. Die Krim gehört alleine schon
durch bürokratische Verwaltungsakte zu Russland. Jetzt geht es um
einen Waffenstillstand, einen neutralen Partner zur Überwachung einer
Pufferzone und ein Autonomie-Modell für den Osten. Realpolitik eben.

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