Kommentar von Antje Höning
Das Wesen der Börse war schon immer die Übertreibung. Kommen die
Kurse erst einmal ins Rutschen, können viele nicht schnell genug
verkaufen. Seit Computer die Depotverwaltung übernommen haben und
Anleger ihre Geschäfte über automatische Verkauforder steuern, werden
die Effekte noch verstärkt. Entsprechend ist ein Teil der Kursstürze
von gestern übertrieben und nur Ausdruck des Herdentriebs. Dennoch
heißt es, wachsam sein. Dass der Dax seit April 25 Prozent verloren
hat, zeigt, dass einiges faul ist in der Weltwirtschaft. Das
chinesische Wirtschaftswunder ist vorbei, wenn es nicht gar, wie das
griechische, ein staatlich geschöntes war. Die Euro-Krise lähmt. Und
anders als 2008 haben die Notenbanken kaum noch Pfeile im Köcher – im
Gegenteil: Mit ihrer jahrelangen Politik des billigen Geldes, mit der
sie die Lehman-Krise überwinden wollten, haben sie den Keim für die
aktuelle Krise gelegt. Wenn nun die deutsche Wirtschaft strauchelt,
brauchen wir eines nicht: neue staatliche Ausgabenprogramme.
Hilfreich bleibt dagegen ein hoher privater Konsum. Keynesianer im
Wirtschaftsministerium sind gefährlich, Keynesianer in den
Privathaushalten ein Segen für eine Exportnation.
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