Rheinische Post: Die FDP nach Westerwelle

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Das neue Jahrzehnt bringt offenbar einen neuen Typus Politiker
hervor. Früher konnte die Teilhabe an der Macht nicht lang genug
sein, heute zucken sie eher davor zurück. Roland Koch und Ole von
Beust wollten sie nicht mehr. Christian Lindner und Philip Rösler
hingegen wollen sie lieber noch nicht. Es mag sein, dass Rösler die
Sorge umtreibt, dann Frau und Töchter noch seltener sehen zu können.
Und es mag auch sein, dass Lindner lieber erst noch ein paar Jahre
als Generalsekretär üben will, wie man das Hauen und Stechen in der
FDP in den Griff bekommt, bevor er als Parteichef aus der Deckung
kommt. Aber das Zögern zeugt auch davon, dass Guido Westerwelle die
Partei zwar auf Sieg getrimmt und an die Macht geführt hat, dass er
aber keinen Vorrat an liberalen Ideen angelegt hat, die die Wähler
faszinieren und für die es sich aus Sicht der FDP zu kämpfen lohnt.
Auch deshalb tut sich der Nachwuchs so schwer, weil er ahnt, dass
sich ein Loch inhaltlicher Leere nicht allein personell ausfüllen
lässt. Dass Rösler eher für Koalitionen mit den Schwarzen und Lindner
eher für Bündnisse mit Roten steht, greift zu kurz. Die Partei muss
viel grundlegender entscheiden, wohin sie nach der Zeit mit
Westerwelle will. Egal mit wem.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303