Rheinische Post: Die große Malaise der kleinen Rösler-FDP Von Gregor Mayntz

Zyniker halten die Lage der FDP für „einfach,
niedrig und gerecht“. Der Slogan, der die Liberalen als
Steuersenkungspartei an die Macht brachte, ist zum Synonym einer
Dauerkrise geworden. Dabei ist die FDP im Durchschnitt aller
Bundestagswahlen eine 9,18-Prozent-Partei. Das erklärt, warum die
Liberalen so zerrissen wirken: Gegenüber dem langjährigen Mittel sind
sie glatt halbiert, schwanken sie zwischen Regierungsauftrag und
Bedeutungslosigkeit. Das liegt auch am Vorsitzenden, der es nicht
vermochte, den Mangel an vertrauenerweckender Erfahrung durch
instinktsichere frische Dynamik wettzumachen. Aber die FDP-Geschichte
lehrt auch, dass diese Partei jeden zu verschleißen vermag. Die teils
hämische Kritik, die heute an Rösler geübt wird, würde morgen einen
Brüderle, einen Niebel, einen Lindner oder einen Kubicki schlecht
aussehen lassen. Dabei zeigt das Wahlverhalten von Arbeitslosen, dass
es jenseits von Vorurteilen einen spürbaren Bedarf an liberalen
Konzepten gibt, dass die FDP für Hoffnung auf Arbeit und Wohlstand
steht, auch wenn gerade kein neuer Hoffnungsträger verfügbar ist.
Wenn das wieder klarer wird, dürfte die FDP auch wieder in die
Sieben-Prozent-Sphäre vordringen.

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