von Gregor Mayntz
Joschka Fischer gehört nicht zu den Politikern, die bei offenem
Fenster schlafen, um den „Ruf“ nicht zu verpassen. Konsequenterweise
hat er nun schon abgewunken, bevor die Grünen ihn auf eine
Kanzlerkandidatur ansprechen konnten. Dass sie bald den ersten grünen
Ministerpräsidenten stellen wird und die nach wie vor originellen
Umfragewerte, die die Grünen vor der SPD sehen, zwingen die Partei
dennoch, auch personell Farbe zu bekennen. Eine überzeugende Antwort
hat sie momentan nicht. Der Blick richtet sich auch deshalb auf die
Grünen, weil sich die SPD schwer damit tut, eine Merkel-Alternative
aufzubauen. Wer soll es 2013 versuchen? Noch einmal der unterlegene
Frank-Walter Steinmeier? Peer Steinbrück oder Sigmar Gabriel, bislang
bei Wahlen erfolglos? Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet der als
„Schlafpille“ verschriene Olaf Scholz derzeit einziger
Hoffnungsträger der Sozialdemokratie ist. Die Minderheitsregierende
Hannelore Kraft zählt Gabriel auch dazu, wie alle
SPD-Ministerpräsidenten – vielleicht nächstes Jahr also auch
Steinbrücks früheren Pressesprecher Torsten Albig, der in
Schleswig-Holstein antritt? Die Vielzahl der Namen belegt bislang nur
eines: einen Mangel an großen Gestalten. Also doch Fischer?
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