Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Die „Gorch Fock“ löst Faszination aus, wo immer der Dreimastsegler
auftaucht. Die Deutsche Marine ist stolz auf ihre imposante
Visitenkarte. Doch die Segel des Mythos haben durch die angebliche
Meuterei Risse bekommen. Denn was die Soldaten dem Wehrbeauftragten
über ihre Erlebnisse im November erzählten, ist ganz und gar kein
Aushängeschild für die moderne Bundeswehr, die so viel Wert auf die
Prinzipien der Inneren Führung legt. Also darauf, dass die Soldaten
ihre Rechte nicht im Hafen lassen. Es zeugt von einem falschen
Verständnis militärischer Notwendigkeiten, wenn die Schiffsführung
die Bitte um ein Innehalten nach dem tragischen Tod einer Kameradin
als „Aufwiegelung“ und „Meuterei“ empfanden. Es ist nachvollziehbar,
dass die Marine das besondere Gemeinschaftserlebnis an Bord der
„Gorch Fock“ als Teil der Offiziersausbildung erhalten will. Aber der
inzwischen vierte Todesfall durch Absturz aus der Takelage zwingt
dazu, das Konzept zu überdenken. Zumindest das Sicherheitsreglement.
Natürlich sollen Soldaten lernen, auch mit gefährlichen
Herausforderungen umzugehen. Aber in Zeiten der elektronischen
Kriegsführung muss sich die Marine keine künstlich am Leben
erhaltenen Handgriffe in schwindelerregender Höhe mehr suchen, um das
Überwinden von Angst zu üben.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303