Die Symbolik zum Mauerfall-Jubiläum ist
geglückt. Ein Wochenende lang konnten die Menschen begreifen, wo das
Schandmal die Millionen-Metropole brutal trennte, und wie gut sie es
heute haben, im Sonnenschein der Weltgeschichte über den einstigen
Todesstreifen schlendern zu können. Zu Recht nutzten Politiker und
Aktivisten den 9. November dazu, auch an die neuen Mauern zu
erinnern, die heute die Menschheit trennen: An den EU-Außengrenzen,
in den Regionen von Willkür und Krieg. Die eindrucksvollen Bilder
verstärken das neue Deutschland-Bild: locker, fröhlich und dankbar
Gastgeber für Freunde. Die Mauer markierte Deutschland als mutmaßlich
ersten Austragungsort eines apokalyptischen Weltkrieges. Heute gilt
das Gegenteil, ist das Land Hort einer friedlichen Gesellschaft,
während andernorts Menschen- und Völkerrecht nicht mehr gelten. Das
bringt Verantwortung mit sich. Für Deutschlands Rolle in der Welt,
aber auch für ein Nicht-Vergessen. In drei Jahren ist die Mauer
länger Geschichte als sie stand. Zur 25-Jahr-Feier gab es allen
Grund, unbekümmert die Vergangenheit zu feiern. Zum 28. Jahrestag des
Mauerfalls wird es Zeit, das Erinnern zukunftsfest zu machen.
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