Kommentar von Helmut Michelis
Die Zeiten, in denen eine Katastrophe mit dem bürokratischen
Wortungetüm „Großschadensereignis“ verharmlost, ja, regelrecht
verdrängt worden ist, sind zum Glück seit einigen Jahren
Vergangenheit: Speziell in NRW hat man sich den möglichen
Gefährdungen gestellt und gehandelt; das Land ist bei Feuerwehren,
Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen inzwischen gut aufgestellt.
Doch wie erfährt der Bürger, dass nach dem Brand in einer Chemiefirma
eine Gaswolke auf sein Viertel zu zieht, das Trinkwasser Gift enthält
oder ein Staudamm gebrochen ist? Die schnelle Warnung der Bevölkerung
ist nach wie vor eine große Schwachstelle. Hier rächt sich, dass nach
Ende des Kalten Krieges voreilig das bundesweite Sirenennetz
aufgegeben wurde. NRW will diese Sicherheitslücke nun schließen –
vernünftigerweise mit dem heute technisch Machbaren. Das ist
vorbehaltlos zu begrüßen. Krisenmanager arbeiten zwar auf dem
schmalen Grat zwischen Vorsorge und Panikmache. Doch es ist die
Pflicht eines Staates, seine Bürger bestmöglich vor Gefahren zu
schützen. Die Warnung ist ein wichtiger Teil. Die Einführung des
Systems könnte vom Streit ums Geld verzögert werden. Denn am Ende
werden die finanzschwachen Kommunen wohl diese Ausgabe zu schultern
haben. Die Politiker wissen letztlich aber auch: Wer hier spart,
spielt mit Menschenleben.
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