Rheinische Post: Die Skepsis der Opfer

Die Skepsis der Opfer und ihrer Anwälte
gegenüber der strafrechtlichen Aufarbeitung der
Loveparade-Katastrophe ist berechtigt. Die Staatsanwaltschaft wird
heute erklären müssen, dass es ihr trotz der Vernehmung von 3500
Zeugen und 35 000 Blatt Ermittlungsakten in dreieinhalb Jahren nicht
gelungen ist, die Hauptverantwortlichen für die Loveparade zu den
Hauptbeschuldigten des Gerichtsverfahrens zu machen. Zum x-ten Mal
wird sich die Frage stellen, ob das deutsche Strafrecht, das zum
Beispiel eine Anklage gegen juristische Personen wie eine Firma oder
eine Behörde gar nicht erst zulässt, ein geeignetes Instrument zur
Aufarbeitung von Großschadensereignissen ist. Flugschau-Katastrophe
Ramstein 1988: 70 Tote, 1000 Verletzte – keine Anklage.
Flughafen-Brand Düsseldorf 1996: 17 Tote, 88 Verletzte – Verfahren
2001 eingestellt. ICE-Unfall Eschede 1998: 101 Tote, 88 Verletzte –
Verfahren 2003 eingestellt. Das Verfahren, das die Staatsanwaltschaft
heute anstößt, kann nicht die letzte Antwort eines Rechtsstaats auf
die Fragen und Ansprüche der Opfer und ihrer Angehörigen sein.

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