Ein Kommentar von Martin Kessler
Ein Streik darf und soll sogar unangenehm sein. Geschützt von
Artikel neun des Grundgesetzes ist er ein legitimes Mittel,
Tarifforderungen durchzusetzen. Wenn dabei die Volkswirtschaft
begrenzt zu Schaden kommt, ist das im Interesse der Tarifautonomie
hinzunehmen. Doch ein Recht wahrzunehmen heißt auch, Verantwortung zu
zeigen. Daran lassen es die beiden Tarifpartner im derzeitigen
Bahnstreik stark fehlen. Denn weder die Lokführergewerkschaft GDL,
noch die Bahn sind zu einem echten Kompromiss bereit.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber spielt auf Zeit, um nach der
Verabschiedung des Tarifeinheitsgesetzes sich der GDL als
Verhandlungspartner generell zu entledigen. Dagegen setzt GDL-Chef
Klaus Weselsky den längsten Streik in dieser Auseinandersetzung. Der
Konflikt eskaliert unnötig – sehr zum Schaden der Fahrgäste. Denen
ist auch nicht klarzumachen, wofür die GDL genau streikt. Für die
Lokführer, die Rangierer oder die Zugbegleiter? Zu oft hat Weselsky
das Streikziel geändert und damit viel Akzeptanz beim Publikum
verloren. Beide Tarifpartner müssen schnellstens zur Vernunft
zurückkehren. Sonst nimmt die Tarifautonomie irreparablen Schaden.
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