Rheinische Post: Dreiste Zahnärzte

Kommentar von Antje Höning

Wie an so vielen Stellen im Gesundheitswesen läuft auch bei der
Honorierung der Zahnärzte einiges schief. Jede Kasse hat für
Zahnbehandlungen all ihrer Patienten ein festes Budget. Das wird zum
Problem, wenn sich die Mitgliederstruktur einer Kasse plötzlich
ändert und sie – wie bei etlichen AOK und Innungskassen geschehen –
viele jüngere Menschen gewinnt. Denn anders als beim Hausarzt fallen
beim Zahnarzt die meisten Ausgaben für Jüngere an. Zahnerhaltung ist
eben oft aufwendiger als die gelegentliche Reparatur des
Zahnersatzes. Und da Kassen ihre Budgets nicht an die veränderten
Mitgliederstrukturen anpassen, ist das Budget rascher erschöpft. So
weit ist der Zorn der Zahnärzte verständlich. Völlig unverständlich
ist jedoch ihre Ankündigung, jetzt nur noch Notfälle behandeln und
Vorsorgeuntersuchungen verweigern zu wollen. Wieder einmal nehmen
Mediziner Patienten in Geiselhaft für ihre Interessen. Was manche
Humanmediziner heimlich machen, propagieren Zahnärzte nun als
offizielle Linie. Das ist umso dreister, als der Gesetzgeber ihnen
zuletzt so manches Zückerchen gegeben hat: Es gibt keine Beschränkung
der Zulassung und des Alters mehr. Schon vergessen?

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